„Wann zerrt Ihr endlich diesen Götzen vom elenden Sockel!“ Ausgangspunkt des Kunstprojekts mit politischer, touristischer und kirchenpolitischer Wirkung in lokaler, nationaler und internationaler Perspektive ist dieser Reflex, wenn Leute vor der Zwinglistatue von 1884 stehen. Und ich kann sie verstehen, diese Stimmen, denn
- wir leben in einer anderen Zeit als im letzten Jahrhundert, wo die Statue im Rahmen der 400 Jahr Feier zum Geburtstag Zwinglis 1884 in Zeichen noch des Kulturkampfes und der Front gegenüber den katholischen Kantonen geweiht und aufgestellt wurde, mit Schwert und Bibel und Blick Richtung dem katholischen Rapperswil und der Innerschweiz, reformiertes Geschütz mit besonderem Zusatz: Taubendreck auf dem Kopf. Heute gilt es, die reformierte Identität als Minderheit in der plural gewordenen Gesellschaft neu zu formen und in ökumenischer Perspektive zu gestalten.
- reformierte Identität heisst bis heute: Wer den Kopf aus der Masse hinausstreckt, ist in hohem Masse gefährdet, das gleiche Schicksal wie die Stadtheiligen Felix und Regula zu erleiden, jedoch nicht aus Glauben wie diese, sondern aus Hochmut.
Aus dieser Reibung von unsäglicher Statue und sagbaren Statements auf das Jahr 2017 hin entstand die Idee, den Schatten Zwinglis als Lichtfeld in die Stadt und auf die Biografieachse Zwinglis zu werfen.
- SCHATTENWURF ZWINGLI IST KUNST Lichtinstallationen von Gerry Hofstetter mit Bildern, Portraits und der Silhouette der Zwingli Statue auf Gebäude, Wasser, Natur und Kultur.
- SCHATTENWURF ZWINGLI IST BOTSCHAFT Jeden 1. Tag im Monat wird vom Grossmünster und der Zwingli Statue eine Botschaft in der Stadt laut, die öffentlich proklamiert, prominent debattiert und aktuell thematisiert, was aus reformierter Tradition zu sagen ist.
- SCHATTENWURF ZWINGLI IST VISION Das, was vor 500 Jahren innerhalb und ausserhalb dieser Mauern geschehen ist, wirkt aktuell: Die Kirche reformieren heisst, die Gesellschaft transformieren; die Gesellschaft transformieren heisst, dem Mann und der Frau von der Strasse zuhören und mit ihnen reden.
An jedem ersten Tag im Monat werden Bilder und der Schatten Zwinglis vor Ort an einen speziellen Punkt geworfen. Daran knüpft die Botschaft des Botschafters an. Den Abschluss bildet ein Sofagespräch, in der die Botschaft von Gästen diskutiert und in ein Rahmenprogramm gesetzt wird. Die Botschaft vom Januar: „Huldrich Zwingli wurde am 1. Januar 1484 als Sohn des Johann Ulrich Zwingli und Margret Bruggmann geboren. Neujahr – Neugeburt“
In unmittelbarer Zeitnähe zur Performance in Zürich geht das Kunstprojekt auf Tour und schreitet die Orte der biografischen Achse von Zwingli ab. Damit kommt das ungemein grosse Potential der Prägung der Biografie Zwingli in sein Denken und Handeln in den Blick. Zum Zweiten werden so die Regionen ausserhalb Zürich in den Fokus genommen, die mit ihrem Lokalkolorit an Menschen, Orten und Landschaften die Botschaften Zwinglis in Form der Lichtfelder Zwinglis sichtbar machen.
12 Schattenwürfe, 12 Botschaften, 12 Silhouetten, 12 Veranstaltungen, 12 Stationen auf Zwinglis biografischer Achse – und alles in einem Bildband zusammengefasst, der im Dezember 2017 herauskommt – im Schattenwurf Zwinglis spielt sich die himmlische Stadt der 12.